Architektur | Speicher 7
Hotel Speicher 7
Ein Gespräch mit Jürgen Tekath über Schönheit und Ästhetik, sowie die Entstehung des Hotels SPEICHER 7.
Hallo Jürgen, wie kam es dazu, dass du als Florist das Hotel Speicher 7 geschaffen hast?
Ein Freund von mir, der Architekt Andreas Schmucker, übernahm gemeinsam mit sechs Freunden den Speicher, ursprünglich als Bürokomplex. Er fragte mich oft, ob ich nicht ein Hotel eröffnen wolle, doch die Orte überzeugten mich nie. Als ich hier zur Blumendekoration einer Veranstaltung kam, wusste ich sofort: Das ist der Ort. Ich sagte Andreas, dass ich mir hier ein Hotel vorstellen könnte, und er unterstützte mich – ohne Finanzplan, nur mit Vertrauen. Trotz schwieriger Vorschriften wurde das Projekt möglich, und so entstand der Speicher 7.
Wann war der Moment, in dem du wusstest, dass hier ein Hotel entstehen soll?
Der Moment kam genau bei dieser Veranstaltung – ich stand mit meinem Rotweinglas da und wusste plötzlich: Hier muss ein Hotel hin. Die Finanzierung war unklar, aber ich hatte eine Vision und dachte: Das Geld wird schon vom Himmel fallen. Wir improvisierten, sammelten Möbel und Materialien von Marrakesch bis Budapest und setzten alles nach und nach zusammen. Es gab Rückschläge, aber auch magische Momente, etwa als uns der Name Speicher 7 sofort klar war. Der Ort ist eine Mischung aus Ideen, Emotionen und Begegnungen – und am Ende hat alles funktioniert.
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”Schönheit hat für mich eine tiefere Bedeutung — sie schafft Ordnung, Struktur und beeinflusst, wie wir unsere Umgebung wahrnehmen“
Was macht Orte anziehend oder magisch?
Die Geschichte eines Ortes spielt eine große Rolle – der Speicher wurde nach dem Krieg als Getreidespeicher für den Ernstfall gebaut. Auch die Umgebung trägt dazu bei: Der Rhein war früher dreckig und giftig, heute ist er einer der saubersten Flüsse Europas und voller Leben. Orte mit Geschichte und einer gewissen Freiheit, wie der Hafen, wirken besonders – hier kann man Dinge tun, die in der Stadt nicht erlaubt wären. Gleichzeitig fließt der Rhein ruhig weiter, verbindet uns mit der Welt, während um uns herum die Züge, Schiffe und Flugzeuge für ständige Bewegung sorgen. Ein Freund sagte mal: Wenn es hier nicht klappt, bauen wir aus den Matratzen ein Floß und treiben davon.
Warum empfinden Menschen den Speicher 7 als besonderen Ort?
Es liegt am Ort selbst – das Gebäude stand 20 Jahre leer, Füchse und Tauben lebten darin, es war eine Ruine. Heute sind diese Spuren mit Terrazzo geschlossen, und einige besondere Elemente wie die alten Lastenaufzüge oder das zwölf Meter hohe Silo-Badezimmer konnten erhalten bleiben. Viele Ideen kamen direkt aus dem Gebäude selbst – der Ort hat sie uns vorgegeben. Das Hotel ist eine Fortsetzung der Geschichte des Speichers, nicht eine Überformung. Und vielleicht spürt man genau das, wenn man hier ist.

”Mein Glück ist es, dass ich mit Menschen arbeite, die mir den Freiraum lassen, den ich brauche, und wir uns gegenseitig inspirieren.“
Wie passen der urbane Speicher 7 und die ehemalige Arbeiterstadt Mannheim zusammen?
Mannheim war immer eine Stadt mit Geist und Geschichte, geprägt von Industrie, Innovation und Wohlstand. Durch den Krieg wurde sie fast völlig zerstört, und später wurden viele wertvolle Gebäude, besonders aus den 50er-Jahren, abgerissen. Trotzdem ist hier vieles möglich – ich konnte 43 Jahre lang die teuersten und außergewöhnlichsten Blumen verkaufen, in Mannheim, nicht in Paris oder New York. Die Stadt hat Charakter, auch wenn viele kleine, besondere Orte verschwinden. Aber wer hier mit offenem Blick und einem Lächeln durch die Straßen geht, bekommt oft ein Lächeln zurück.







Gibt es ein Projekt, welches du in Zukunft gerne angehen würdest oder vielleicht grade umsetzt?
Ich arbeite mit Freunden an einer kleinen Hotel-Lodge im Atlasgebirge, kombiniert mit einer Organic Flower Farm, die ausgewählte Marktstände und Hotels in Marrakesch beliefern soll. Dieser Ort soll nicht nur eine Unterkunft sein, sondern ein Rückzugsort, der Erholung, Natur und Design vereint – mit einem 50-Meter-Pool, einem Gym und einem Yoga-Bereich, eingebettet in die beeindruckende Landschaft mit Blick auf die schneebedeckten 4000er-Gipfel des Atlasgebirges.
Marrakesch hat mich durch seine einzigartige Atmosphäre inspiriert – eine Stadt voller Kreativität, in der Tradition und Moderne auf faszinierende Weise verschmelzen. Hier sind die Bauvorschriften freier, sodass ich architektonische Ideen verwirklichen kann, die in Europa oft an Normen scheitern würden. Besonders reizvoll ist für mich die Möglichkeit, nachhaltige Materialien aus der Region zu nutzen und das Projekt in Einklang mit der Umgebung zu gestalten. Der marokkanische Staat unterstützt umweltfreundliche Projekte mit Förderungen für Solarenergie, Bewässerungssysteme und biologische Landwirtschaft, was eine zusätzliche Motivation darstellt.
Ich rechne mit einer Eröffnung 2026 oder 2027, da auch die Gärten Zeit brauchen, um ihre volle Wirkung zu entfalten. Mein Ziel ist es, einen Ort zu schaffen, der sich organisch in die Landschaft einfügt, Ruhe ausstrahlt und einen inspirierenden Dialog zwischen Natur, Architektur und Mensch ermöglicht.

Wenn du auf all deine Werke zurückblickst mit welchem Gefühl erfüllt dich das und gibt es einen kreativen Moment, der besonders heraussticht?
Wenn ich auf mein kreatives Leben zurückblicke, erfüllt mich vor allem die Freiheit, Dinge zu tun, ohne ständig an finanzielle Zwänge oder starre Strukturen gebunden zu sein.
Alles hat sich Schritt für Schritt entwickelt – vom Blumenladen über das Café Flo bis zum Speicher 7 –, doch letztlich sind es die Blumen, die mich am meisten geprägt haben.
Sie haben mich in die Welt hinausgetragen, nach San Francisco, New York und Berlin, wo ich beeindruckende Projekte umsetzen konnte. Mein Glück ist, dass ich mit Menschen arbeite, die mir den Freiraum lassen, den ich brauche, und wir uns gegenseitig inspirieren, ohne uns an Arbeitsstunden oder Hierarchien aufzuhängen.
Natürlich gibt es Herausforderungen, aber ich habe gelernt, nicht sofort zu reagieren, sondern Dinge mit Ruhe anzugehen. In Marokko habe ich gesehen, dass es weniger um Perfektion als um das Leben im Moment geht – eine Haltung, die wir oft verlernt haben. Am Ende sind es Schönheit, Kreativität und der richtige Platz im Leben, die wirklich zählen.

Welche Bedeutung haben Schönheit und Ästhetik für dich?
Schönheit hat für mich eine tiefere Bedeutung – sie schafft Ordnung, Struktur und beeinflusst, wie wir unsere Umgebung wahrnehmen. Ein Vortrag von Stefan Sagmeister hat mich inspiriert, weil er zeigte, dass gut gestaltete Orte Respekt erzeugen und Menschen sich automatisch anders verhalten. Schönheit findet sich aber nicht nur im Design, sondern auch in der Natur, im Zusammenspiel von Licht, Farben und Bewegung.
Meine Yogalehrerin stammt aus Persien und unterrichtet seit über 40 Jahren in Deutschland. Sie sagte einmal: „In Persien gibt es ein Sprichwort“, und fügte hinzu: „Deine Augen sind schön – und alles, was du dadurch siehst, ist schön.“ Das hat mir gezeigt, dass Schönheit nicht nur im Außen, sondern auch in der eigenen Wahrnehmung entsteht. In Marokko habe ich erlebt, wie Design und Tradition miteinander verschmelzen und Menschen mit wenigen Mitteln beeindruckende Dinge erschaffen. Dort ist Schönheit nicht nur ein ästhetisches Konzept, sondern Teil des täglichen Lebens. Letztlich sind Schönheit und Liebe die einzigen Werte, die für mich wirklich zählen.
Lieber Jürgen, vielen Dank für das Gespräch.









— Eigentümer Hans Jürgen S.
”Die Präsentation der Wohnung war ausgezeichnet, und wir wurden vom Anfang bis zum Ende perfekt betreut!“