Die Magie der Kunst

Ein Gespräch mit Falk Kastell über seinen Werdegang, Inspirationen und die Zukunft der Kreativität

Falk, erzähl uns doch bitte von deinem künstlerischenWerdegang. Wie bist du zur Malerei gekommen?

Ich kam durch meine Oma zur Malerei. Sie war Malerin. Sie studierte in Moskau und arbeitete viele Jahre lang als Zeichnerin in einem großen Architekturbüro. In ihrem späteren Leben entwickelte sie sich weiter in die Kunst, was mein erster Berührungspunkt mit der klassischen Malerei war. Bei jedem Besuch bei ihr war es magisch: es duftete nach Ölfarben, sie malte stets an einem neuen Bild, und ich durfte ebenfalls in Öl auf Leinwand malen. Dies war ein großer Vertrauensbeweis. Mit etwa 14 oder 15 Jahren bat ich sie, mir die Technik beizubringen. Sie sagte mir, dass ich genügend Talent habe um es selbst herauszufinden. Diese Worte waren wie Wind unter meinen Flügeln und motivierten mich, noch tiefer in die Kunst einzutauchen. Kunst war auch in der Schule präsent, wurde aber nie stark gefördert, also malte ich immer nach der Schule als wichtigen Fluchtpunkt, um von den Schulgedanken wegzukommen. Während meines Studiums im Kommunikationsdesign, das ich 2014 begann, vertiefte sich meine Beschäftigung mit Malerei entscheidend.

Gab es in der Vergangenheit ein Erlebnis oder eine Ausstellung, die du als deinen Durchbruch bezeichnen würdest? Was hat dich zu der Entscheidung gebracht, dich vollständig auf deine Leidenschaft, die Kunst, zu konzentrieren?

Ich erinnere mich an viele Momente, die mich stark beeinflusst haben, wie der Besuch der Kunsthalle mit meiner Mutter, wo ich den Fisch von Brâncuși sah. Diese Begegnung mit der Skulptur faszinierte mich schon als Kind und motivierte mich während meines Designstudiums, die Qualität in der Kunst wirklich zu schätzen. Entscheidend war auch die fortwährende Unterstützung meiner Familie, die Kunst und Talente immer ernst nahm und nie ablehnte. Diese Erlebnisse und die familiäre Ermutigung brachten mich dazu, mich voll und ganz der Kunst zu widmen.

Falk, was ist der Kern bzw. die Essenz deiner künstlerischen Arbeit?

Der Kern meiner künstlerischen Arbeit ist die Schönheit. Ich konzentriere mich darauf, Schönheit zu bewahren und weiterzugeben, weil sie nicht einfach aus der Umwelt abgegriffen werden kann. Es geht mir darum, Schönheit durch Kunst zu konservieren und an die nächste Generation weiterzugeben. Ich habe dabei immer den Berufungsgedanken, dass meine Werke auch zukünftig von Bedeutung sein sollen. Ich frage mich, ob sie die Zeit überdauern und für kommende Generationen interessant bleiben werden, ähnlich wie die Werke aus der Antike, die wir heute noch bewundern.

Viele Künstler lassen sich von ihrer Umgebung inspirieren — kannst du das bestätigen und bist du entsprechend eingerichtet?

Ja, definitiv. Meine Umgebung ist eine wesentliche Inspirationsquelle für mich. Ich reagiere stark auf das, was um mich herum geschieht, sowohl in meiner unmittelbaren Umwelt als auch in weiteren sozialen und kulturellen Kontexten. Diese Einflüsse spiegeln sich in meinen Werken wider. In meinem Atelier halte ich eine Balance zwischen Auftragsarbeiten, die oft spezifischen Vorgaben folgen, und freien Arbeiten, die spontan aus meinen persönlichen Impulsen entstehen. Mindestens die Hälfte meiner Arbeiten entsteht aus meinem inneren Bedürfnis heraus, was mir erlaubt, authentisch und flexibel zu bleiben.

Was hältst du von der jüngsten Entwicklung der Zusammenarbeit in der Kunstwelt und der Art und Weise, wie Kunst Mode und (Produkt-)Designbeeinflusst?

Die Kunstwelt und die Modebranche benötigen eine humanere Ausrichtung. Es fehlt an Originalität und individuellem Ausdruck; stattdessen sehen wir häufig nur Variationen desselben Produkts. Diese Entwicklung finde ich enttäuschend. Ich wünsche mir für die Zukunft eine stärkere Fokussierung auf Nachhaltigkeit und Menschlichkeit. Es gibt einige Ansätze, wie ein Bio-Weingut in der Pfalz, das auf nachhaltige Produktion setzt, aber in der Modebranche sehe ich momentan keine Marke, die meinen Vorstellungen von einem echten Umdenken entspricht.

Wie würdest du dein Zuhause und deine Einrichtung beschreiben? Was ist für dich wichtig?

Mein Zuhause ist minimalistisch, mit weiß gestrichenen Wänden und Holzfußboden, sehr aufgeräumt und ruhig, was einen Kontrast zu meinem Atelier darstellt. Hier, in meinemArbeitsumfeld, herrscht eine sensorische Explosion – eine Mischung aus 500 Bildern und antiken Möbeln. Mein Zuhause dient als Ruhepol, während das Atelier ein Ort voller Energie und Kreativität ist, der mich inspiriert und motiviert.

Gibt es aktuelle oder kommende Projekte, die du hervorheben möchtest?

Ein wichtiges Projekt von mir zielt darauf ab, behinderten Menschen mehr Sichtbarkeit zu geben. Ich porträtiere körperlich und geistig behinderte Menschen, um ihre Geschichten und Persönlichkeiten durch meine Kunst einem breiteren Publikum zugänglich zu machen. Dieses Engagement entstand aus persönlichen Begegnungen und der Überzeugung, dass diese Menschen in der Öffentlichkeit und in der Kunstgeschichte oft übersehen werden.

Hast du eine besondere Beziehung zu Mannheim und wenn ja, was macht sie aus?

Mannheim ist für mich eine unentdeckte Perle. Trotz seiner rauen und teils dreckigen Seiten schätze ich die kulturelle Dichte und Vielfalt der Stadt. Hier habe ich meine künstlerische Stimme entwickeln können, ohne von der großen internationalen Szene beeinflusst zu werden. Hier habe ich die Ruhe um meine eigene künstlerische Stimme zu formen. Mannheim funktioniert als meine Homebase, nicht zuletzt wegen der familiären und freundschaftlichen Bindungen und der guten Verkehrsanbindung.

Welche Orte muss man unbedingt sehen, wenn man nach Mannheim und Umgebung kommt? Gibt es einen Ort, den du bevorzugst?

Mein Atelier ist meinLieblingsort, aber Mannheim hat viele verborgene Schätze zu bieten. Besonders empfehle ich das Restaurant Opus V mit seiner herrlichen Aussicht über die Stadt, den Jazz Club Ella & Louis und das Nationaltheater, wo regelmäßig hervorragende Aufführungen stattfinden. Mannheim bietet eine lebendige Kulturszene und kulinarische Vielfalt, die die Stadt sehr lebenswert machen.